Die Natur, der Mensch und der Zahn der Zeit können unerbittlich sein für sowohl analoge als auch digitale Archivalien.
- Fünf goldene Regeln
- Gefahren für digitale Archive
- Gefahren für Papierarchive
- Gefahren für audiovisuelle Archive und Daten auf Datenträgern
- Der Notfallplan: Nicht warten, bis es zu spät ist!
- Fragen oder Anmerkungen?
Fünf goldene Regeln
- Die Vorschriften für das Einrichten von Archivräumen einhalten.
- Die klimatischen Bedingungen in den Archivräumen regelmäßig überprüfen.
- Einen Notfallplan erstellen. Kein Archivstück ist unantastbar.
- Schadensbehebungen durch Fachpersonal oder Restauratoren durchführen lassen.
- Bei Bedarf das Staatsarchiv um Rat fragen.
Gefahren für digitale Archive
Digitale Archivbestände sind anfälliger für Schäden durch Alterung als Papierarchive, aber leichter zu duplizieren und mithilfe von Datensicherung vor Verlust zu schützen. Der Schutz von digitalen Archiven ist eine gemeinschaftliche Aufgabe der Archiv- und Informationsmanager einerseits und des ICT-Dienstes andererseits.
Vorsätzliche Beschädigung oder Diebstahl
Die größte Gefahr für digitale Archive ist der Mensch. Der ICT-Dienst ist am besten platziert, um einen Sicherheitsplan und eine Notfallprozedur auszuarbeiten.
- Problemen vorbeugen:
- Das Netzwerk und alle daran angeschlossenen PCs sichern. Ein System ist nur so stark wie das schwächste Glied.
- Firewalls im System integrieren, um im Falle eines Eindringens in das Netzwerk Schadensbegrenzung zu betreiben oder zumindest Zeit zu gewinnen.
- Starke Authentifizierungsmethoden verwenden (vorzugsweise mehr als eine), insbesondere für sensible Bereiche des Netzwerks, wie beispielsweise die Speicherorte von Benutzerdaten und die Übersicht der verschiedenen Datensicherungen (Ransomware-Hacker suchen oft danach).
- Nicht alle Daten in Echtzeit synchronisieren, um zu vermeiden, dass ein lokaler Datenverlust zu einem Verlust im ganzen System führt.
- Alle Systeme wann immer möglich automatisch aktualisieren lassen.
- Das Personal im Erkennen von Betrugsmethoden schulen (Phishing, Smishing, CEO-Betrug etc.). Klare Prozeduren vereinbaren, beispielsweise für finanzielle Transaktionen.
- Versicherungen im Bereich der Cybersicherheit bestehen zwar, haben aber meist sehr hohe Vorsorgemaßnahmen als Bedingung.
ISO 27005 und das Toolkit DRAMBORA des Digital Curation Centre (DCC) können verwendet werden, um die Risikosensivität Ihres eDepots einzuschätzen.
Die Website des Zentrums für Cybersicherheit in Belgien (ZCB) bietet weitere Beratung, Hilfsmittel und Fortbildungen.
Wasser
Bei Leckagen in Serverräumen kann das Schadensbild von Kurzschlüssen bis zum vollständigem Verlust von Daten reichen.
- Problemen vorbeugen:
- Es gelten die gesetzlichen Vorschriften für Räume zur Aufbewahrung von digitalen Archiven auf Trägermedien mit eingeschalteter Stromversorgung; zusätzliche Maßnahmen sind gegebenenfalls zu treffen
- Die Sicherungskopien werden in einem separaten Raum aufbewahrt, und falls möglich in einem anderen Gebäude und in einer anderen Region.
- Datenwiederherstellung:
- Es gilt, so schnell wie möglich zu handeln.
- Eine Festplatte, die nur einen kurzen Moment in Wasser getaucht war, kann in vielen Fällen von einem Spezialisten gerettet werden.
- Falls die Festpatte längere Zeit unter Wasser stand, sind möglicherweise Wasser und Schmutz durch die Abdichtungen gedrungen und haben die Daten auf der Festplatte beschädigt.
- Eine nasse Festplatte muss dem Datenwiederherstellungsexperten in nassem Zustand übergeben werden. Der Trocknungsvorgang kann dazu führen, dass Schmutz den Schaden vergrößert.
- Halbleiterlaufwerke (SSD) sind schwerer wiederherzustellen als Festplattenlaufwerke (HDD), da der Controller-Chip intakt sein muss, um auf die Daten zugreifen zu können.
Brand
Ein Brand beschädigt bestenfalls nur das Gehäuse des Geräts, im schlechtesten Fall aber auch den Speicher selbst und die darauf enthaltenen Daten.
- Problemen vorbeugen:
- Es gelten die gesetzlichen Vorschriften für Räume zur Aufbewahrung von digitalen Archiven auf Trägermedien mit eingeschalteter Stromversorgung; zusätzliche Maßnahmen sind gegebenenfalls zu treffen.
- Die Sicherungskopien werden in einem separaten Raum aufbewahrt, und falls möglich in einem anderen Gebäude und in einer anderen Region.
- Datenwiederherstellung:
- Es gilt, so schnell wie möglich zu handeln.
- Falls die Scheiben in einem Festplattenlaufwerk nicht beschädigt sind, kann ein Datenwiederherstellungsexperte versuchen, das geschmolzene Gehäuse und die Elektronik zu ersetzen.
- Die Kosten für eine Datenwiederherstellung können sehr hoch sein, es ist allerdings nicht ratsam, selbst eine Schadensbehebung zu versuchen.
Insekten
Insekten und Ungeziefer stellen zwar eine weniger große Gefahr für digitale Archive dar als für Papierarchive, können aber trotzdem für erhebliche Probleme sorgen. Im Englischen werden Fehler im System in der Tat als „bugs“ – zu Deutsch „Insekten“ – bezeichnet.
- Problemen vorbeugen:
- Die Serverräume (das Rechenzentrum) regelmäßig reinigen.
- Gegebenenfalls die Serverschränke mit Meldesystemen und/oder Insektenfiltern ausstatten.
- Probleme beheben:
- Insektenarten identifizieren und die Orte ausfindig machen, an denen sie sich befinden.
- Die Räume von einem professionellen Schädlingsbekämpfer behandeln lassen.
Alte Dateiformate
- Problemen vorbeugen:
- Weitere Informationen auf der Seite über langlebige Dateiformate.
- Die verwendeten Dateiformate beispielsweise auf jährlicher Basis erfassen und ausloten, welche in Zukunft Gefahr laufen, überholt zu sein.
- Von diesen Dateien eine Aufbewahrungskopie in einem langlebigen Format erstellen, um die Langzeitarchivierung zu gewährleisten.
- Die entsprechende Strategie ist mit dem ICT-Dienst auszuarbeiten.
Alte Datenträgerarten
Mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung werden Datenträger und Dateiformate allmählich überholt. Selten sind Trägermedien länger als 10 Jahre weitläufig in Gebrauch.
- Problemen vorbeugen:
- Die Art der verwendeten Datenträger beispielsweise alle fünf Jahre erfassen und ausloten, welche in Zukunft Gefahr laufen, überholt zu sein.
- Archive von administrativem oder historischem Wert rechtzeitig auf andere Datenträger kopieren.
- Die entsprechende Strategie ist mit dem ICT-Dienst auszuarbeiten.
Die Website des Museum of Obsolete Media bietet Informationen über die Geschichte und Erhaltung verschiedener Audio-, Video- und Datenträger.
Beschädigte Dateien
Dateien können beim Speichern, Hochladen, Komprimieren, Kopieren, Verschieben, Neubenennen oder Schließen beschädigt bzw. korrumpiert werden, wenn sich während dieser Vorgänge unerwartete Probleme auftun, zum Beispiel;
- Der Computer fährt unerwartet herunter
- Die Verbindung zu einer noch geöffneten Datei wird durch Herausziehen des USB-Speichers getrennt
- Malware auf dem Computer
- Beschädigter Datenträger
- Die Dateinamenserweiterung wurde geändert oder gelöscht
Bei Schäden am Dateiformat muss eine Datenrettungssoftware eingesetzt werden. Eine vollständige oder korrekte Wiederherstellung kann hiermit allerdings nicht gewährleistet werden.
Beschädigte Datenträger
Materielle Schäden an Datenträgern sind meist irreparabel. Mithilfe von bestimmten (sehr teuren) Technologien können Informationen teilweise wiederhergestellt werden: Bei einer Beschädigung an einem Datenträger können spezialisierte Unternehmen eventuell den Datenträger öffnen und eine Kopie der noch zu rettenden Dateien anfertigen.
Abnutzung der Datenträger
Die Lebensdauer eines Datenträgers ist begrenzt:
- Festplattenlaufwerk (HDD) 3-7 Jahre
- Halbleiterlaufwerk (SSD) 5-10 Jahre
- Magnetbänder: 10-30 Jahre
- Optische Datenträger: je nach Art
- Ein Server kann 3-5 Jahre lang laufen und modulweise erneuert werden.
Die Qualität und zu erwartende Lebensdauer von Datenträgern ist übrigens je nach Typ, Hersteller und Benutzung unterschiedlich.
Bei Datenträgern, die über lange Zeit in Gebrauch sind, kann Datenverfall (engl. „bit rot“) entstehen, wodurch die darauf gespeicherten Daten beschädigt werden. Die Integrität der Daten muss regelmäßig überprüft werden, um Datenverfall zu vermeiden bzw. rechtzeitig festzustellen.
Datenträger müssen also in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Zusammen mit dem zuständigen ICT-Dienst müssen daher Absprachen getroffen werden über die Auswahl, Überprüfung und Erneuerung der Datenträger.
Gefahren für Papierarchive
Papierdokumente müssen unter den richtigen klimatischen Bedingungen aufbewahrt werden, sind aber verhältnismäßig leichter in einem guten Erhaltungszustand zu behalten. Ein praktisches Hilfsmittel für die Identifizierung verschiedener Schadensbilder an Papierarchiven ist der Schadensatlas (Englisch) von Metamorfoze.
Vorsätzliche Beschädigung oder Diebstahl
Archive mit administrativ-juristischem Nutzen oder kulturhistorischem Wert müssen gegen Diebstahl und Beschädigung geschützt werden, und erst recht, wenn sie sensible und/oder personenbezogene Informationen enthalten. Bei Papierarchiven geschieht dies, indem der Zugang zu den Archivräumen mit technischen Mitteln auf die zugangsberechtigten Personen beschränkt wird.
Weitere Informationen zu Einbruch- und Diebstahlsicherung auf der Seite Archivräume einrichten.
Wasser
Feuchtigkeit
Eine zu feuchte Umgebung kann zu Schäden an den Archivalien führen. Papiere können aneinander haften, sich verfärben, Flecken bekommen, verspröden und zerfallen. Feuchtes Papier kann zudem so schwer werden, dass Regale und sogar Böden nachgeben.
Feuchtes Papier ist ein Nährboden für Mikroorganismen und rasche Schimmelbildung.
- Problemen vorbeugen:
- Die Vorschriften für das Einrichten von Archivräumen einhalten.
- Die Luftfeuchtigkeit muss überwacht und unter 55% gehalten werden.
Überflutung
Wasser kann auch zu sehr viel verheerenderen Schäden führen, wie beispielsweise in Belgien im Sommer 2021. Die Überschwemmungen richteten Verwüstung an, unter anderem in den Archiven verschiedener Einrichtungen.
Auch hier gilt es, die Vorschriften für das Einrichten von Archivräumen einzuhalten.
- Was tun, wenn das Wasser doch in die Archivräume läuft?
- Stehendes Wasser umgehend von der Feuerwehr oder einem Reinigungsdienst abpumpen lassen.
- Die Räume abkühlen, durchlüften und entfeuchten lassen, um Schimmelbildung vorzubeugen.
- Regale stabilisieren und nötigenfalls eine oder mehrere Unterlage(n) entfernen, um zu verhindern, dass die Regale durch das aufquellende Papier auseinandergedrückt werden.
- Noch trockene Unterlagen so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.
- Die Räume vollständig reinigen und mit Formalin desinfizieren lassen, bevor sie wieder benutzt werden.
- Dafür sorgen, dass der Verpackungsraum sauber und trocken ist.
- Die durchweichten Unterlagen so, wie sie aufgefunden wurden, zusammen lassen. Die Unterlagen aus ihrer Verpackung nehmen und in Plastiksäcke legen, die offen bleiben.
- Alles in Kisten legen und deren Inhalt und Bestimmung notieren.
- Die Dokumente behandeln:
- Kleine Mengen von durch sauberes Wasser befeuchteten aber nicht durchweichten Unterlagen können in einem kühlen Raum mit niedriger Luftfeuchtigkeit und guter Luftzirkulation an der Luft getrocknet werden.
- Die Unterlagen ausbreiten und zwischen jedes Blatt ungefärbtes Löschpapier legen, das regelmäßig ausgetauscht wird. Diese Methode ist einfach, aber arbeitsintensiv und benötigt viel Platz.
- Unterlagen, die vollständig und von Schmutzwasser (z.B. Abwässer) durchgeweicht sind, müssen innerhalb von 48 Stunden eingefroren werden.
- Das Einfrieren stabilisiert die Unterlagen und verhindert materielle Verformungen und biologische Kontamination. Hierbei sind allerdings auch die Lagerkosten in einem Tiefkühlunternehmen zu bedenken. Anschließend werden die Unterlagen von einer Fachfirma gefriergetrocknet und am Ende dieser Operation neu verpackt.
- Zu vermeiden:
- o Nicht versuchen, Bände mit aneinander klebenden Seiten zu öffnen oder schließen.
- Aneinander klebende Seiten nicht trennen.
- Keinen Haartrockner verwenden.
- Niemals Zeitungspapier als Löschpapier verwenden.
Brand
Durch die Einhaltung der Vorschriften für das Einrichten von Archivräumen wird das Risiko von Brandschäden am Archiv verringert. Rufen Sie bei einem Brand immer die Feuerwehr und halten Sie die im Brandfall vorgesehenen Prozeduren ein, selbst wenn der Brand anfänglich als beherrschbar erscheint.
Die Unterlagen können (teilweise) Brand- oder Rußschäden erleiden. Das Löschwasser verursacht mitunter noch größere Schäden als der Brand.
- Unmittelbar nach dem Schadensfall:
- Sobald der Raum wieder freigegeben wurde, müssen die Gänge und Flure freigeräumt werden und dafür gesorgt werden, dass sich der Ruß nicht ausbreiten kann.
- Mit einem Staubsauger so viel Ruß wie möglich entfernen, ohne die Dokumente zu berühren, da Ruß sich nach dem Anfassen oft nicht mehr entfernen lässt.
- Dafür sorgen, dass der Verpackungsraum sauber und trocken ist.
- Die Unterlagen so, wie sie aufgefunden wurden, zusammen lassen, in Kisten legen und deren Inhalt und Bestimmung notieren.
- Die Dokumente behandeln:
- Trockene und mit Ruß bedeckte Unterlagen können mit einem geeigneten Staubsauger gereinigt werden, dabei den Bürstenkopf einige Zentimeter über dem Dokument halten. Anschließend können die Unterlagen wieder verpackt werden.
- Nasse und mit Ruß bedeckte Unterlagen müssen erst eingefroren und gefriergetrocknet werden (siehe „Wasser“).
Insekten
Insekten wie z.B. Silberfischchen, Bücherläuse und Küchenschaben stellen eine Gefahr für Archive dar. Sie können über verschiedene Wege in die Räume eindringen (Fenster, Türen, Ritze etc.) oder über bereits infizierte Unterlagen oder Gegenstände (Paletten, Verpackungsmaterial etc.) hineingebracht werden.
- Probleme beheben:
- Die Insektenart identifizieren.
- Die von Insekten (und deren Larven) befallenen Unterlagen aussondern und behandeln lassen.
- Die Räume von einem professionellen Schädlingsbekämpfer behandeln lassen und anschließend reinigen.
Die Broschüre Buggy Biz: integrated pest management in collections des Instituut Collectie Nederland, dem Nationaal Archief und der Koninklijke Bibliotheek van Nederland bietet eine Übersicht der möglichen Insektenarten, wie sie aussehen, welche Spuren sie hinterlassen und wie sie bekämpft werden können.
Nagetiere
Mäuse und Ratten sind die häufigsten Übeltäter.
- Probleme identifizieren:
- Im Herbst, bei den ersten kalten Tagen, suchen Mäuse eine warme Zuflucht. Sie reißen Papier in kleine Schnipsel, um damit ein Nest zu bauen und hinterlassen Exkremente und Urin. Die Exkremente von Mäusen sind glatt, dunkel und meist spitz.
- Ratten nagen an den Unterlagen, um ihre Nagezähne abzustumpfen und die Schäden, die sie verursachen, sind größer als bei Mäusen. Ihre Exkremente sind größer und oval.
- Probleme beheben:
- Die Nagetierart identifizieren.
- Die Räume von einem professionellen Schädlingsbekämpfer behandeln lassen und anschließend reinigen.
- Alle möglichen Öffnungen und Einfallswege der Nagetiere verschließen, um einen erneuten Schädlingsbefall zu verhindern.
Schimmel
Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die Tausende oder sogar Millionen von Sporen bilden. Aktiver Schimmelbefall kann sich so rasch ausbreiten und binnen 48 Stunden ganze Räume kontaminieren. Zudem sind sie schwer zu entfernen.
- Problemen vorbeugen:
- Die Vorschriften für das Einrichten von Archivräumen einhalten.
- Die Luftfeuchtigkeit muss in allen Bereichen der Archivräume unter 55% gehalten werden.
- o Die Temperatur in den Archivräumen unter 20°C halten, insofern dies bei der dort gelagerten Art von Archivalien möglich ist: Siehe die Vorschriften für das Raumklima in Archivräumen.
- Probleme identifizieren:
- Aktiver Schimmelbefall ist oft pelzig und schmierig. Nicht-aktiver Schimmelbefall ist hingegen oft trocken und pudrig.
- Befallene Archivalien können folgende Merkmale aufweisen: Sprödes Papier, beschädigte Ränder an Unterlagen, aneinander klebende Seiten, farbige Flecken, Gerüche (verursacht durch flüchtige organische Verbindungen wie Alkohole, Aldehyde und Ketone) oder Wasserflecken (neue oder alte).
- Auch nicht-aktiver Schimmelbefall muss behandelt werden. Sporen können mehrere Monate in einem latenten Zustand bleiben und auch unter ungünstigen Bedingungen überdauern, bis die Umstände wieder die Bildung von Schimmelpilzkolonien ermöglichen.
- Probleme beheben:
- Früh reagieren ist das Gebot der Stunde. Im Zweifelsfall eine Probe nehmen lassen.
- Von Schimmelpilz befallene Unterlagen müssen isoliert, registriert und mittels Gefriertrocknung oder Gammabestrahlung behandelt werden.
- Trockene Schimmelpilzsporen können mit einem mit HEPA-Filter ausgestatteten Staubsauger entfernt werden.
- Die Ursache des Schimmelbefalls muss identifiziert und beseitigt werden.
Unsere Broschüre Schimmelpilzbefall verhindern und behandeln bietet weitere Informationen über die Probeentnahme und die Behandlung von befallenen Archivalien.
Achtung: Personen, die an Allergien leiden, müssen jeglichen Kontakt mit den schimmelpilzbefallenen Unterlagen und Räumen vermeiden. Beim Umgang mit schimmelkontaminierten Unterlagen müssen Handschuhe, Schutzanzug und Atemschutzmaske (FFP3) getragen werden.
Verschleiß und Papierzerfall
Papiere und Bücher verschleißen bzw. zerfallen. Häufig auftretende Verschleißerscheinungen an Papierarchiven sind:
- Beschädigte Aktendeckel (Front- und Rückblatt)
- Abbrechende oder losgelöste Buchrücken (Abbildung 1)
- Verschlissene Nähte
- Lose Papiere
- Verformtes Papier
- Abgenutzte Ränder
- Auseinanderfallen von wegen Übersäuerung spröde gewordenem Papier
- Stockflecken auf dem Papier (engl. „Foxing“)
- Durch Tinte zersetztes Papier (Tintenfraß, Kupferfraß, Farbfraß)
Die häufigsten Ursachen sind:
- Intensive Benutzung
- Papier oder Einband von schlechter Qualität
- Schädliche Stoffe auf Papier, Umschlag, Einband; oder Aufkleber oder Klebeband auf dem Papier
- Lagerung in ungeeigneten Verpackungen oder Schränken
- Unvorsichtiger Umzug von Archivalien (Weitere Informationen über den Umzug von Archivalien).
Gefahren für audiovisuelle Archive und Daten auf Datenträgern
Videobänder, Filmbänder, Tonkassetten und andere audiovisuelle Trägermedien sind allgemein von Obsoleszenz (Veralterung) bedroht beziehungsweise sehr davon bedroht. Entsprechende Lesegeräte werden meist nicht mehr hergestellt und sind mitunter schwer auffindbar. Außerdem besteht bei den verwendeten Produkten und Materialien die Gefahr der Übersäuerung, was ein Gesundheits- und Brandrisiko darstellt.
Für die Aufbewahrung, Hinterlegung, Restaurierung und/oder Digitalisierung von wertvollem Material wird empfohlen, das Königliche Belgische Filmarchiv CINEMATEK zu kontaktieren.
Die Digitalisierung von audiovisuellem Material (insbesondere falls beschädigt) erfordert Facharbeit, die durch ein spezialisiertes Unternehmen durchgeführt werden muss.
Tipp: Die Website knowyourcarrier.com (in Englisch) von Meemoo kann dabei helfen, unbekannte Trägermedien zu identifizieren.
Der Notfallplan: Nicht warten, bis es zu spät ist!
Gefahren für das Archiv können reduziert werden, indem es in geeigneten Räumlichkeiten und, im Falle von digitalen Archiven, mit ausreichenden Maßnahmen zur Informationssicherheit aufbewahrt wird. Allerdings ist kein System vollständig vor Störungen sicher. Sich auf den Ernstfall vorzubereiten, ist folglich angebracht. So wird unnötiger Zeit- und Informationsverlust vermieden.
Erstellen Sie einen Notfallwiederherstellungsplan (disaster recovery plan). Als Archiv- oder Informationsverantwortlicher können Sie am besten beurteilen, welche Bestände Priorität haben für die Organisation in Bezug auf:
- die Verwaltung (für die Tagesgeschäfte unentbehrliche Bestände)
- das Recht (Bestände von juristischer Bedeutung)
- die Geschichte (zur Überführung an das Staatsarchiv bestimmte Bestände)
Diese Prioritätenliste kann anhand der Aussonderungsliste der Organisation erstellt werden, falls eine solche vorhanden ist, und sowohl analoge als auch digitale Bestände beinhalten.
Treffen Sie Absprachen mit ihrem ICT-Dienst über das Anlegen von Sicherheitskopien (Backups) der Archive.